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Presseartikel zur Stabübergabe an Monika Kulczinski

"Ich trage Musik in die Welt"

Am heutigen Mittwochabend wird Ilse Hannibal als Präsidentin des Richard Wagner Verbands Mannheim-Kurpfalz verabschiedet. Sie war 45 Jahre in diesem Amt und hinterlässt nun dementsprechend große Fußstapfen, in die nun die Nachfolgerin treten wird: Monika Kulczinski. Sie wirkt schon seit einigen Jahren sehr rege und engagiert im Hintergrund des Verbandes - Grund für ein Gespräch mit ihr.

Frau Kulczinski, heute Abend werden Sie, auch im Beisein von Nachkommen des Komponisten, Präsidentin des Richard-Wagner-Verbands Mannheim-Kurpfalz. Wie fühlen Sie sich?

Monika Kulczinski: Glücklich, dankbar und ein wenig aufgeregt.

Warum machen Sie den Job als Vorsitzende nur kommissarisch?

Kulczinski: Ilse Hannibal tritt auf eigenen Wunsch jetzt zurück, und Neuwahlen sind erst am 8. Dezember, daher arbeite ich bis dahin kommissarisch.

Welche Beziehung haben Sie zu Richard Wagner, welche zu seinem Werk?

Kulczinski: Das kam zunächst über den Geschichtsunterricht in der Schule. Wir hatten es von Sissi und König Ludwig II. Ich hörte, dass Wagner den König ständig unter Druck setzte. Das gefiel mir. Ich muss zugeben, dass ich zum Werk Wagners dann erst relativ spät kam. Mich zog zuerst Verdi in seinen Bann. Die "Traviata" konnte ich mit zehn Jahren auswendig. Doch später habe ich unseren Mannheimer "Parsifal" erlebt, da war ich ergriffen und bin immer wieder reingegangen. Dann kamen die "Meistersinger". Das war wunderbar mit dem Bühnenbild von Paul Walter.

Und so sind Sie dann in den Wagner-Verband eingetreten?

Kulczinski: Ja, vor zwölf Jahren sind mein Mann und ich dann eingetreten. Ich habe mir Wagner im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet. Mein Mann ist ja seit elf Jahren Schatzmeister bei uns, während ich eher im Hintergrund geblieben bin. Aber ich war immer dabei und bin nach Bayreuth gereist und habe das Werk lieben gelernt. "Lohengrin" zum Beispiel liebe ich sehr.

Und der Mensch, der Denker Richard Wagner - was sagen Sie zu dem?

Kulczinski: Ich sehe Richard Wagner differenziert und trenne Mensch und Musik. Er war ein Mensch mit vielen Facetten - einige davon sind kritisch zu sehen, aber er hat uns auch eine wunderbare Musik geschenkt. Und natürlich Bayreuth. Ja: ohne Wagner, kein Bayreuth. Ich trenne den Menschen Wagner vom Komponisten. Ich will mich bei meiner Arbeit auf die Musik, deren Vermittlung gerade auch für junge Menschen in der Stadt und Region einsetzen.

Was haben Sie konkret vor?

Kulczinski: Ilse Hannbial hat in 45 Jahren tiefe Spuren hinterlassen. Ich möchte da ansetzen, wo sie aufgehört hat. Trotzdem wird eine neue Vorsitzende auch Veränderungen bringen.

Welche?

Kulczinski: Ich werde mich sehr mit der Stipendienstiftung beschäftigen. Ich will möglichst vielen jungen Menschen den Zugang zu Wagner und zu Bayreuth ermöglichen und auch die Musik Wagners in die Welt tragen. Ich frage mich, ob es nicht möglich wäre, "Wagner-Tage" in Mannheim zu veranstalten. Mir schwebt natürlich auch vor, den Verband zu stärken und neue Mitglieder zu gewinnen.

Möchten Sie auch kooperieren?

Kulczinski: Ja, ein guter Kontakt zum Nationaltheater ist mir sehr wichtig. Ich möchte große Konzerte, Liederabende und musikalische Brunchs veranstalten, auch Vorträge und Diskussionen. Denkbar sind für mich auch Formate, in denen Wagner mit Kunst konfrontiert wird. Und dann ist da Erich (sic!) Heckel, der ja in Mannheim begraben ist. Ich finde, wir sollten uns auch mit ihm beschäftigen. Er war ein wichtiger Mensch im Leben Richard Wagners.

Das sind ganz schön große Pläne ...

Kulczinski: Ich bin lernfähig, ich schaffe das. Natürlich hole ich mir auch Hilfe von Leuten, die sich sehr gut auskennen. Ich freue mich sehr auf die Arbeit und das Amt. Meine Mitglieder werden dann in zehn Monaten entscheiden können, ob sie mich als 1. Vorsitzende auch ohne "kommissarisch" haben möchten.

(Stefan M. Dettlinger / Mannheimer Morgen, 22.01.2014)

 

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