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Presseartikel zur Verabschiedung von Ilse Hannibal am 22.01.14 (Mannheimer Morgen)

Berührendes Ende einer Ära

Fanfarenklänge wie sonst nur in Bayreuth. Alle Gäste erheben sich voller Respekt, als sie den Saal betritt, ganz langsam an ihren Platz geht - so beginnt es, ein "wahrhaft denkwürdiges Ereignis", wie Moderator Alexander Wischniewski sagt: Nach 45 Jahren gibt Ilse Hannibal die Führung des Richard-Wagner-Verbandes ab, und der bereitet ihr einen ungewöhnlichen Abend voller künstlerischer Glanzpunkte und berührender, emotionaler Momente.

"Ängstlich" war sie vor dem Abend, wie die 89-Jährige eingesteht, nun ist sie "sehr bewegt und berührt" - und mit ihr die Gäste im großen Saal des Steigenberger-Hotels "Mannheimer Hof". Sie erinnert sich dankbar an die 45 Jahre und an ihren Mann, gehe nun "auf eigenen Wunsch", wie sie betont. "Ich werde so lange ich lebe bei Ihnen sein", sei nun aber "glücklich, das Amt in jüngere Hände geben zu können".

Für die "überragend erfolgreiche Führung des Verbands", so Mitglied Dieter Häffner, wird Hannibal zur Ehrenvorsitzenden gewählt und erhält von Schatzmeister Jochen Kulczinski 45 rote Rosen - für jedes Jahr der Amtszeit eine. Eine schöne Geste! Und so einstimmig, wie Ilse Hannibal der Ehrenvorsitz zuteil wird, so einstimmig wählen die Mitglieder die bisherige Stellvertreterin Monika Kulczinski zur - bis Dezember kommissarischen - Vorsitzenden: "Sie hat sich schon erfolgreich und beeindruckend profiliert", so Gerhard Rochel, der die Wahl leitet.

Aber zunächst gilt es zu danken für "45 Jahre herausragendes ehrenamtliches Engagement für die Kultur unserer Stadt", so Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, der in Begleitung der Bürgermeister Christian Specht und Michael Grötsch gekommen ist.

Hannibal, schon ab 1962 Stellvertreterin und ab 1968 Vorsitzende, habe den zunächst nur von Damen gegründeten Verband einst für Männer geöffnet und damit "einen Beitrag zur Männeremanzipation geleistet", für "großartige Veranstaltungen und Glanzpunkte im kulturellen Leben unserer Stadt gesorgt" sowie "mit Bestimmtheit ihre Ziele verfolgt", so OB Kurz: "Heute geht eine Ära, die Ihresgleichen sucht, zu Ende!" Daher hatte Kurz auch ein ganz besonderes Geschenk aus der Requisite des Nationaltheaters dabei: Den Ring aus dem 1999/2000 inszenierten "Ring".

"Dank, Respekt und Hochachtung" äußert Professor Eva Märtson, Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes International: "Großes haben Sie erreicht", würdigte sie Hannibal und betonte: "Das Geheimnis liegt in der Musik Wagners, sie gibt uns die Kraft!"

"Tiefste Bewunderung und Anerkennung" drückt Eva Wagner-Pasquier für die Familie Wagner und die Festspielleitung aus. Die Intensität, mit der Hannibal den Verband geführt, die Kontakte nach Bayreuth gehalten und die Stipendiaten betreut habe, sei "absolut einmalig".

"Sie hat es geschafft, Mannheim zum festen Bestandteil des Wagner-Universums werden zu lassen", drückt Prof. Dr. Achim Weizel seine Hochachtung gegenüber Hannibal aus. "Wir werden sie vermissen", so der Stadtrat und Vorsitzende der Freunde und Förderer des Nationaltheaters. Weizel lobt aber nicht nur die Art, wie energisch Hannibal den Verband führte, er erinnert ebenso an ihren Mann Wilhelm, einen bekannten Frauenarzt, dem sie viele Jahre zugearbeitet und ihn dann "hingebungsvoll gepflegt" habe.

"Sie waren das Vorbild für viele", wendet sich schließlich Dr. Gabriele Priester (Wagner-Verband Heidelberg) an Hannibal, ehe die Nachfolgerin das Wort hat. Sie ist im Hauptberuf Organisationstalent und herzensgute Seele im Vorzimmer von Chefarzt Dr. Markus Haass im Theresienkrankenhaus, war nun zwei Jahre Stellvertreterin von Hannibal. "In dieser Zeit habe ich viel gelernt und gesehen. Danke, dass Du mir Dein Lebenswerk anvertraust", wendet sie sich voller tiefem Respekt an Hannibal und verspricht dann den Mitgliedern: "Ich werde Sie nicht enttäuschen!"

(Peter W. Ragge / Mannheimer Morgen, 24.01.2014)

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