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Presseartikel "Spender retten die Fledermaus"

Spender retten die "Fledermaus"

Sie sprüht stets vor fröhlichem Optimismus - so kennt man Monika Kulczinski. Aber jetzt ist die Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes vorsichtig, rät zur Zurückhaltung. "Wir haben es noch nicht geschafft, aber wir können es schaffen. Doch es wird noch ein Kraftakt", sagt sie zu dem großen Projekt des Verbandes, der Rettung des Bühnenbilds der "Fledermaus". Am Sonntag beim Theaterfest gibt es dazu eine große Tombola mit 700 Gewinnen, und es beginnt der Vorverkauf für eine Sondervorstellung.

Der ernste, schwere Wagner und die spritzig-locker-leichte Operette von Johann Strauß - für Monika Kulczinski ist das kein Widerspruch, im Gegenteil. Schließlich sei Strauß "der musikalischste Schädel, der mir je untergekommen ist" - laut einem Zitat von Wagner. Und das Bühnenbild der Mannheimer "Fledermaus" stammt von Wolf Wanninger, der 1972 bei den Bayreuther Festspielen Bühnenbildassistent war. "Es ist einzigartig und hat die Herzen vieler Menschen über Jahrzehnte immer wieder erfreut", so Kulczinski. Für den opulenten Ballsaal gab es immer wieder Extra-Applaus, wenn sich der Vorhang öffnete.

Daher beschloss der Vorstand des Mannheimer Wagner-Verbandes einstimmig, sich dafür einzusetzen. "Schließlich sind wir ein moderner Wagner-Verband, der über den Tellerrand hinaus schaut. Und das Mannheimer Theaterpublikum hat schon mal ein Bühnenbild und damit eine Inszenierung verloren, die es liebte", spielt Kulczinski auf die "Meistersinger" an. Die waren 2000 abgesetzt worden, auch wegen eines defekten Bühnenbilds - was einen gewaltigen Sturm der Entrüstung beim Publikum auslöste. Deshab erlebt die Vositzende nun viel aufmunternde Resonanz, seit sie die "Fledermaus"-Aktion startete: "Wir bekommen viele positive Stimmen. Die Mannheimer lieben dieses Bühnenbild und wollen es behalten!"

Im derzeitigen Zustand geht das aber nicht. dabei geht es nicht nur um Schäden an Stuckaturen und Säulen, um Absplitterungen, wackelnde Stühle, traurig zerfetzte Blumengestecke, blasse Wandgemälde mit Rissen, klappriges Mobiliar.

"Das ist alles nicht mehr zu kaschieren. Wenn wir das wieder aufbauen würden, würde es zusammenfallen - die Statik ist nicht mehr sicher", betont Christian de la Rosée, der Technische Direktor des Nationaltheaters. Ohne ein neues Bühnenbild, daran lässt er keinen Zweifel, müsste die beliebte Inszenierung abgesetzt werden. Das bestätigt auch Operndirektor Lutz Wengler: "Da ist alles total kaputt, man kann das nicht mehr verwenden, die Sicherheitsstandarts werden nicht mehr erfüllt", bekräftigt er. Man müsse das "völlig neu machen!"

Für die Werkstätten, die Schreiner, Maler und Plastiker, sei das "eine Riesenaufgabe", so Christian de la Rosée. Natürlich müsse man vesuchen, alte Teile weiterzuverwenden, einzelne Ornamente, Gestecke oder Muster nur neu zu malen. "Aber früher ist alles von Hand aufgebaut worden. Heute müssen wir versuchen, Teile zu machen, die man gut lagern und schnell reinrollen kann", erläutert er. Daher, und schon aus statischen Gründen, sei es "letztlich ein Neubau", sagt er.

Das alles, so schätzt Wengler, kostet 25000 Euro. "Solche Beträge haben wir nicht im Opernetat für eine bestehende Inszenierung", erklärt er. Das Theater sei daher für die Initiative des Wagner-Verbandes "enorm dankbar", so Opernintendant Prof. Dr. Klaus-Peter Kehr: "Wir wollen diese prachtvolle Inszenierung weiter spielen, können es aber derzeit nicht".

Am 27. Dezember soll es aber so weit sein. Da ist eine Wiederaufnahme mit neuem Bühnenbild geplant. Der Kartenverkauf dafür beginnt am Sonntag, und auf alle Karten gibt es einen Aufpreis von zehn Euro. Zudem bereiteten Monika Kulczinski und ihr Mann Jochen, Karl-Heinz und Christel Schwindt, Helga Heinold und Ingrid Fiederlein in unzähligen Arbeitsstunden eine Tombola für das Theaterfest am Sonntag mit 700 Preisen vor. Dort steht auch ein Baum mit 100 - von Karl-Heinz Schwindt - aus Holz gesägten Fledermäusen. Und bis Dezember soll es "noch viele weitere Aktionen geben", verspricht Kulczinski.

(Peter W. Ragge / Mannheimer Morgen, 24.09.2014)

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