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Presseartikel "Alte Inszenierung gerettet"

Alte Inszenierung gerettet


"Wie wunderschön", staunt Monika Kulczinski - und bekommt glänzende Augen. "Da werden die Leute staunen", ist die Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes überzeugt. Gestaunt hat zunächst das Nationaltheater: 27 000 Euro - und damit 2000 mehr als geplant - brachte der Wagner-Verband auf Initiative von Kulczinski an Spenden zusammen. So konnte das Bühnenbild der Fledermaus saniert, und damit die historische Inszenierung gerettet werden. Heute ist Wiederaufnahme.

Es benötigte mehr als nur ein paar Pinselstriche, mehr als nur ein paar Ausbesserungsarbeiten. "Am Bühnenbild war ja nicht nur viel kaputt, sondern es war auch statisch nicht mehr verwendbar, musste stabilisiert werden", so Operndirektor Lutz Wengler. "Es war eine Heidenarbeit", ergänzt Produktionsleiter Christian Wittmann, "ein ganz großer Aufwand parallel zu den laufenden Produktionen". Anhand alter Pläne habe man rekonstruiert, saniert, erneuert, teilweise aber auch ganz neu produziert. "Wir haben schwere Teile durch Styropor ersetzt, mehrere Elemente auf Rollen montiert, weil wir ja auch viel weniger Leute für den Auf- und Abbau haben als damals", sagt Wittmann.

Das ist zwar für das Publikum nicht erkennbar, "aber wenn der Vorhang aufgeht, wird man den Unterschied schon sehen", verweist Lutz Wengler auf erneuerte Gemälde in kräftigen Farben, eigens geformte einzelne Ornamente und Stuckaturen, neue Gestecke. "Wir haben alle Möbel neu gepolstert oder bezogen, frische Stoffe gespannt, Wände bemalt", fügt der Produktionsleiter hinzu. Ob der opulente Ballsaal - für den es bisher stets Szenenapplaus gab - oder der edle Salon und das düstere Gefängnis, das Bühnenbild für alle drei Akte wirkt wie neu.

Ohne die finanzielle Unterstützung des Wagner-Verbandes wäre das aber, so betont Wengler, "völlig undenkbar gewesen". Das Nationaltheater habe für die Sanierung alter Bühnenbilder einfach keinen Etat, sagt Wengler: "Es war auch für das Haus eine Herzensangelegenheit, diese beliebte Inszenierung zu behalten, da haben gerne alle mitgewirkt. Doch ohne die 27 000 Euro des Wagner-Verbandes wäre das nicht machbar gewesen.

"Es sieht alles wunderschön aus, der Aufwand hat sich wirklich gelohnt", freut sich Kulczinski bei einer ersten Besichtigung vor der heutigen Wiederaufnahme. Zwar sei die Aktion für den Wagner-Verband "ein Kraftakt" gewesen, räumt sie ein, "aber die Königin der Operette ist es wert", betont Kulczinski: "Die Fledermaus erfreut seit nunmehr 36 Jahren die Herzen unzähliger Menschen, und so war es für den Vorstand unseres Verbandes eine schnelle und klare Entscheidung, über den Tellerrand zu schauen und die Initiative zu ergreifen", so die Vorsitzende: "Richard Wagner hätte es auch so gesehen, denn für ihn war Johann Strauß der musikalischste Schädel, der ihm je untergekommen war"; zitiert sie den großen Meister. Und schließlich stammt das Bühnenbild der Mannheimer "Fledermaus" von Wolf Wanninger, der 1972 bei den Bayreuther Festspielen Bühnenbildassistent war.

Der Wagner-Verband organisierte daher eine große Tombola mit 700 Gewinnen, trommelte viele Spenden zusammen und überzeugte das Publikum, für die heutige Wiederaufnahme pro Karte zehn Euro als Spende zusätzlich zu zahlen. Helga Heinold, Ingrid Fiederlein und das Ehepaar Christel und Karl-Heinz Schwindt, die für die Tombola enorm viel gearbeitete haben, nennt Kulczinski in diesem Zusammenhang besonders, zudem lobt sie ihren gesamten Vorstand.

Doch auch die Reaktion des Publikums habe alle ermuntert. "Das Echo war überwätigend, und es war sofort klar, wie groß die Liebe der Mannheimer zu ihrem Theater ist und welche Rolle die Tradition spielt, zum Beispiel im Erhalt eines alten Bühnenbildes zur Erinnerung an frühere Zeiten, ohne jedoch die Gegenwart und die Zukunft aus dem Blick zu verlieren", betont Kulczinski - und freut sich auf heute Abend.

(Peter W. Ragge / Mannheimer Morgen, 27.12.2014)

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