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Presseartikel Liederabend 11. März 2015

Hang zum Tragischen

Längst weiß man, dass in Mannheim der Richard-Wagner-Verband neben seinem Hausgott auch andere Götter duldet, beim jüngsten Liederabend mit Nikola Diskic gleich deren fünf. Der junge, seit 2011 am Nationaltheater engagierte Bariton meidet dabei ausgetretene Pfade, wählt etwa aus der Fülle der Schubert-Lieder sechs kaum bekannte aus. Unüberhörbar sein Hang zum Tragischen, Morbiden, den er mit seinem grandiosen Klavierbegleiter Alexander Fleischer ebenso teilt wie die gestalterische Intensität bei totaler Verschmelzung von Text und Musik.

Die Zuhörer, die Diskic auf der Opernbühne kennen und schätzen, erfuhren nun auch die Vorzüge des geborenen Liedsängers: mühelose Tonproduktion durch alle Register, fabelhafte Artikulation, Legatokultur und Ausdrucksstärke bei den vielfachen seelischen Exaltationen. In der ersten Programmhälfte zeigt sich Diskics ausgeprägte Bühnenpräsenz am deutlichsten in Franz Liszts feurigem Lied von den drei Zigeunern und in den Loewe-Balladen "Edward" und "Odins Meeresritt".

Dann ein zweiter Schubert-Block und drei Brahms-Lieder; die wunderbar beseelt gestaltete "Mainacht" war der Höhepunkt des Abends. Mit vier Liedern von Hugo Wolf offenbarte Diskic auch noch sein ausgeprägtes komödiantisches Talent. Präsidentin Monika Kulczinski hatte schon in ihrer herzlichen Begrüßung verkündet, dass der Verband in den letzten Tagen den Tod dreier Freunde zu beklagen hatte. Sie war mit den Künstlern übereingekommen, dass im Gedenken an Gerhard Hesser, Richard Grimminger und Irene Kaumeyr als Zugabe Wagners "Lied an den Abendstern" erklang.

(Waltraud Brunst / Mannheimer Morgen, 14.03.2015)

 

Die Künstler Alexander Fleischer und Nikola Diskic vor dem Konzert

Bild: Alexander Wischniewski
 

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