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Presseartikel Kleines Konzert 30. Januar 2016

Zum Geburtstag ein Konzert

Hatten nicht Pessimisten insgeheim befürchtet, dass der Machtwechsel beim Richard-Wagner-Verband Mannheim-Kurpfalz nach Ilse Hannibals 45-jähriger Alleinherrschaft eher problematisch verlaufen würde? Tatsächlich hat aber die tüchtige Monika Kulczinski mit so viel Respekt und Zuneigung für einen beispielhaft "weichen" Übergang gesorgt, dass die Ehrenvorsitzende inzwischen das Lob ihrer Nachfolgerin in allen Landen singt. So geriet auch die musikalische Feierstunde, die Monika Kulczinski zu Ilse Hannibals 90. Geburtstag ausrichtete, zu einem großartigen, herzbewegenden Ereignis, auch wenn auf dem Programmzettel nur von einem "kleinen Konzert" die Rede war.

Wunderschön schon der Ort der Handlung, die mitten im Wald gelegene gläserne Kirche in Mannheim-Pfingstberg. Vollen Einsatz versprach einer von Hannibals Lieblingskünstlern: Robert Frank, Mannheims langjähriger Konzertmeister, der drei exzellente Streicherkollegen - Susanne Piehler (Violine), Stephanie Phieler (Viola) und Roland Kuntze (Cello) -, und den ehemaligen Speyrer Domkapellmeister Leo Krämer, mit dem er seit Jugendtagen musiziert, "beisteuerte".

Als Hausherr begrüßte Pfarrer Hansjörg Jörger die Jubilarin und die in großer Zahl angereisten Wagnerianer. Für den Verband würdigte Achim Weizel in einer launigen Festrede Ilse Hannibals immensen Arbeitsaufwand (Stipendiaten, Konzerte, Tagungen), der ihr zahlreiche Ehrungen und die Freundschaft der Wagner-Familie bescherte, die oft und gern nach Mannheim kam.

Monika Kulczinski beschrieb die Herausfordeung, jemanden zu beschenken, der "schon alle Orden hat und den "Parsifal" schon 74 Mal gesehen hat". Aber ein Konzert in dieser schönen Kirche mit dem "Lied an den Abendstern" in der Dämmerung - "das schafft nicht mal Bayreuth!" Und gottlob hatte für die grippeerkrankte Sabine Vinke Ludmila Slepneva zugesagt.

Es bedarf schon solcher Erzmusikanten, wenn ein Streichquartett mit E-Klavier (bei Mozart im Cembalo-Register) so überzeugend ein ganzes Orchester simuliert, auch bei den Arienbegleitungen. Nach der federleichten Salzburger Sinfonie Nr. 1 KV 136 von Mozart sang Ludmila Slepneva aus Wagners "Lohengrin" Elsas Traum "Einsam in trüben Tagen" mit exemplarischer Legatokultur und leuchtenden Höhen.

Danach spielte Robert Frank, virtuos und elegant wie eh und je, den Solopart im "Winter" aus den "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi, mit dem rasant begleitenden "Palatinaklassik-Barockensemble" (so die Firmierung im Programmheft). Erstaunlich reif und ausdrucksstark sang der junge NTM-Bariton Raymond Ayers Wolframs "Lied an den Abendstern" aus dem "Tannhäuser". Nach dem stimmungsvollen Mondlied aus Antonin Dvoraks "Rusalka" (Slepneva) spielte das fabelhafte Solistenensemble zum Ausklang Mozarts "Kleine Nachtmusik". Als Dank für schier endlosen, begeisterten Beifall gab's noch einmal den "holden Abendstern".

 

(Waltraud Brunst / Mannheimer Morgen, 02.02.2016)

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