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Presseartikel Liederabend 8. März 2017

Erlesene Auswahl

Die Mezzosopranistin Heike Wessels, die am Mannheimer Nationaltheater von tiefen Altpartien bis ins hochdramatische Sopranfach ein imponierendes Rollenspektrum authentisch verkörpert, fasziniert auch als Liedinterpretin. Auf ihre Isolde warten die Mannheimer bisher vergebens, obwohl sie nun auf Einladung des Richard-Wagner-Verbands Mannheim-Kurpfalz "Tristanesques" verhieß.

Ihr Liedbegeleiter seit Studientagen, der promovierte Musikwissenschaftler Martin Günther, erläuterte im Programmheft die erlesene Liedauswahl, die um Wagners "Wesendonck"-Lieder Werke von Schumann, Brahms, Liszt und Duparc rankte - Lieder, die von Sehnsucht, Tod und Verklärung kündeten und in denen mehrfach, am deutlichsten bei Liszt, der Tristan-Akkord aufschien.

Heike Wessels und ihr hochsensibler Klavierpartner eröffneten den Abend im gut besuchten Stamitzsaal mit vier ausgewählten Liedern von Robert Schumann, an die sich "Träume" und "Schmerzen" nach Mathilde Wesendonck anschlossen. Unter den fünf Brahms-Liedern erzielte das hochexpressive "Wie rafft' ich mich auf in der Nacht" die stärkste Wirkung, gefolgt von dem Rückert-Lied "Gestillte Sehnsucht", zu dem Detlef Grooß die ausdrucksvolle Bratschenstimme beisteuerte.

Nach der Pause kam die exquisite Stimmqualität der Sängerin, die Gemütstiefe mit perfekter Artikulation verbindet, bei dem vielstrophigen "Ich möchte hingehn wie das Abendrot" von Franz Liszt überwältigend zur Geltung. Die auskomponierte Todessehnsucht endete mit dem Vers "Du stirbst nicht einer Blume leichten Tod, das arme Herz muss stückweis brechen".

Nach zwei weiteren Wesendonck-Liedern "Stehe still!" und "Im Treibhaus" und drei anmutigen Liedern des Wagner-Verehrers Henri Duparc löste sich die Spannung in heftigem Beifall. Als Zugabe ließen die Künstler, dem Regenwetter zum Trotz, "des Frühlings blaues Band" flattern.

(Waltraud Brunst / Mannheimer Morgen, 10.03.2017)

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