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Presseartikel Liederabend 7. März 2018

Aus alten Märchen

Jahr für Jahr beschenkt der Richard-Wagner-Verband seine treuen Mitglieder mit drei Kammermusik-Abenden, diesmal mit Liedern der Romantik im gut besuchten Stamitzsaal. Der Bassbariton Philipp Schädel und die Pianistin Christine Rahn eröffneten den Abend mit Robert Schumanns Zyklus "Dichterliebe" nach Texten von Heinrich Heine.

Die bitteren Empfindungen einer unerfüllten Liebe durchschreitet der Sänger mit entwaffnender Ehrlichkeit, verzichtet weitgehend auf ironische, gar sarkastische Brechung. Die anfängliche Nervosität, die sich in linkische Gesten äußert, verliert sich, je tiefer er in den Kosmos schmerzlichen Verzichts hinabsteigt. Lobenswert die saubere Artikulation und die Textdeutung; verbesserungswürdig das übertriebene Crescendo, sobald die höhere Baritonlage angesteuert wird. Am ergreifendsten gelangen die immer wieder von stockenden, abgerissenen Klavierakkorden unterbrochenene A-capella-Passagen im Lied Nr. 13 "Ich hab im Traum geweinet" und der grabesdunkle Abgesang "Die alten, bösen Lieder".

Die für Robert Schumann so charakteristischen Vor- und Nachspiele, vor allem der ausdrucksstarke Epilog des Zyklus waren bei Chrsitine Rahn in allerbesten Händen. Auch im zweiten Programmteil mit sorgfältig ausgewählten Liedern von Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy und Johannes Brahms trug ihre differenzierte Klavierbegleitung den Sänger auf Händen. Ungeachtet der säbelrasselnden Militärverherrlichung erzielten Schumanns "Die beiden Grenadiere" in Schädels expressiver Interpretation die stärkste Wirkung in der zweiten Programmhälfte, gefolgt vielleicht vom emphatischen "Du meine Seele, du mein Herz" (ebenfalls von Schumann) und "Da unten im Thale" von Johannes Brahms.

Für den reichen Beifall dankten die beiden Künstler mit einem weiteren Schumann-Lied "Du bist wie eine Blume".

(Waltraud Brunst / Mannheimer Morgen, 10.03.2018)

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