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Presseartikel "Ein Abend für Franz Mazura" am 10. März 2020

Ein Abend mit Trotz und Trauer

Es war wie ein letztes Aufbäumen, mit ein bisschen Trotz und ganz viel Trauer. Denn noch ehe das Kulturleben durch das Coronavirus ganz zum Erliegen kommt, wollte der Richard-Wagner-Verband an diesem Abend unbedingt festhalten - und rund 100 Gäste im Florian-Waldeck-Saal waren die Antwort darauf, dass sie es völlig richtig fanden.

Alyana Pirola (Klavier) und Robert Frank (Violine) zogen zunächst mit "Sicilienne" von Maria Theresia von Paradis die Zuhörer in ihren Bann, ehe Kammersänger Thomas Jesatko mit seiner Bassbaritonstimme "Abendlich strahlt der Sonne Auge" aus "Rheingold" den ganzen Waldeck-Saal ausfüllte.

"Für die Künstler war es eine Herzensangelegenheit, ihre Trauer in der Musik auszudrücken", so Monika Kulczinski, die Vorsitzende des Wagner-Verbandes - und für sie war es ebenso Herzensangelegenheit, diesen Abend zu gestalten. Gewidmet wurde er dem im Januar im Alter von 95 Jahren verstorbenen Kammersänger Franz Mazura, als Wagner-Sänger auf allen Bühnen der Welt zu Hause und doch in Mannheim fest verwurzelt. "Wir trauern um einen ganz besonderen Menschen, einen liebenswerten Freund, der bis zu seinem Tod stets an unserer Seite war. Er wird immer einen festen Platz in unseren Herzen haben", so Kulczinski über das Ehrenmitglied des Wagner-Verbandes.

"Eine großartige menschliche und künstlerische Persönlichkeit ist nun nicht mehr bei uns", ergänzte ihr Schriftführer Alexander Wischniewski: "Wir schätzten seine Unterstützung mit Rat und Tat, seinen Humor und die tiefen Gespräche, und wir verneigen uns in Ehrfurcht und Respekt vor einer großen Persönlichkeit." Er verneigte sich dann noch auf besondere Weise. Der Theologe, nebenberuflich Priester der Alt-Katholischen Kirche, befasste sich aus tiefer theologischer Sicht und doch unterhaltsam mit Wagners "Parsifal".

Schließlich spielt ein Akt an Karfreitag, es tauchen eine Vielzahl religiös angehauchter Symbole und Rituale bis hin zu zwei Reliquien auf: der heilige Speer und der Heilige Gral. Dennoch, so betonte Wischniewski, habe Wagner "mit großer Sicherheit kein explizit christliches Drama im kirchlich-dogmatischen Sinne geschaffen".

 (Peter W. Ragge / Mannheimer Morgen, 16.03.2020)

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