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Presseartikel Operettenkonzerte vom 5. Juli 2021

Vergnügliches Benefizkonzert

Er schmachtet sie vergeblich an: Bariton Joachim Goltz und Mezzosopranistin Nadja Kaisereder beim Konzert des Wagner-Verbandes in Ilvesheim. © Marcus Schwetasch

Der „Feuerstrom der Reben“ ergießt sich auf die Zuhörer - aber des Appells „Und huldigt im Vereine“ aus der beliebten Champagnerarie der „Fledermaus“, die es als Zugabe gibt, bedarf es nicht: Mit begeistertem Beifall, Jubel und rhythmischem Applaus bedenken die Zuhörer das Benefizkonzert von Künstlern des Nationaltheaters in der Ilvesheimer Mehrzweckhalle. Der Richard-Wagner-Verband hat es mit Unterstützung der Heinrich-Vetter-Stiftung zugunsten der Künstler des Mannheimer Musikkabaretts „Schatzkistl“ gleich doppelt ausgerichtet.

„Das wäre sicher in seinem Sinne“, begrüßt Antje Geiter von der Heinrich-Vetter-Stiftung die Gäste. Der Stifter und Ilvesheimer Ehrenbürger Heinrich Vetter habe immer Anstifter sein wollen, und nach seinem Vorbild sei das Konzert „Kulturförderung im dreifachen Sinne“. Der Richard-Wagner-Verband engagierte Künstler, die durch die Corona-Pandemie weniger Auftritte und damit weniger Gagen hatten, beschert dem Publikum so ein schönes Konzert und hilft mit dem Erlös dem Mannheimer „Schatzkistl“.

Das Team des Mannheimer Musikkabaretts habe sie immer kostenlos bei der Organisation von Veranstaltungen unterstützt, begründet Monika Kulczinski, Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbandes, ihre Initiative. „Jetzt, in der Not durch Corona, brauchen sie unsere Hilfe, und da helfen wir gerne“, so Kulczinski. Dabei sie „bis zur letzten Minute die Aufregung groß“ gewesen, mussten die beiden Konzerte - mit jeweils knapp 200 Zuhörern - doch wegen der Wetterprognose vom Park der Vetter-Stiftung in die Ilvesheimer Mehrzweckhalle verlegt werden.

Doch gleich bei den ersten Takten vom schwungvollen Frühlingsstimmenwalzer ist das vergessen. Damit eröffnet das von Robert Frank geleitete Ensemble mit Susanne Phieler, Stephanie Phieler, Roland Kuntze, Frank Ringleb und Georg Metz das Konzert, und verflogen sind alle Gedanken an Corona. Locker-leichte Muse auf hohem Niveau zu präsentieren - das gelingt diesem kleinen Ensemble meisterhaft. „Staatsphilharmonie Rhein-Neckar“ nennt es Joachim Goltz augenzwinkernd.

Der Bariton des Nationaltheaters und Träger des Mannheimer Bloomaulordens läuft bei seiner charmant-galanten und humorvollen Moderation zur Hochform auf, als hätte es gar keine Corona-Pause für die Künstler gegeben. Er freut sich riesig, das Publikum zu sehen - und die Zuhörer haben spürbar ebenso riesigen Spaß an dem vergnüglichen Konzert. Da brilliert Nadja Kaisereder als Prinz Orlowsky aus der „Fledermaus“ nicht nur stimmlich, sondern auch mit ihrer Mimik - und am Ende verpasst sie Goltz doch tatsächlich eine Ohrfeige. „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“, empört der sich da mit der Arie aus dem „Bettelstudent“ und kann auch beim Boccaccio-Duett „Florenz hat schöne Frauen“ nicht bei der schönen Mezzosopranistin landen.

Sein Bariton-Kollege Ilya Lapich hat da mehr Glück: Bei „Lippen schweigen. . .“ aus der „lustigen Witwe“ schmachtet er sie höchst romantisch an und tanzt mit ihr einträchtig Walzer, vergnügt sich aber vorher als fauler Diplomat aus der gleichen Operette lieber im Maxim.

Mit der Cavatine des Figaro aus Rossinis „Barbier“ glänzt Lapich zudem mit einem Beitrag aus der Opernwelt, während Goltz ganz bodenständig bleibt, ob mit Lapich als - herrlich ironisch dargebotener - korrupter wie strenger Prodekan aus dem „Vogelhändler“ oder allein als Schweinezüchter aus dem „Zigeunerbaron“. Dazu wirft Goltz sogar Minisalami ins Publikum. . . „Oh habet Acht“ warnt dann noch Kaisereder als berührende Saffi, ehe sich zur Champagnerarie alle Solisten vereinen - ein Ohrenschmaus.

(Peter W. Ragge / www.mannheimer-morgen.de vom 05.07.2021)

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