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Presseartikel "Junge Stimmen" vom 29. September 2021

Auf dem Weg nach oben

Man gönnt sich was, aber vor allem ist es Eigennutz, wenn die renommierten Opernhäuser über den Weg eines „Opernstudios“ hochbegabte junge Stimmen fördern, sie fit machen für die Bühne, an deren Gesangstechnik feilen, das Repertoire erarbeiten und sie mit ersten Rollen in den Produktionen betrauen. Intendant Albrecht Puhlmann hat vor fünf Jahren das internationale Opernstudio gegründet, das jetzt vier hoffnungsvolle Sängerinnen und Sänger vorstellte, und mit ihnen auch die neue Leiterin Naomi Schmidt, die ihre Schützlinge am Klavier begleitete. Gastgeber war der Richard-Wagner-Verband mit seiner Vorsitzenden Monika Kulczinski, Ort der Handlung die Pfingstbergkirche, deren direkte Akustik die Stimmen zur Geltung bringt.

Sinnvoll gegliedert der Nachmittag. Ein idiomatischer Block aus den Heimatländern von Rebecca Blanz (Deutschland), Haesu Kim (Korea), Maria Polanska (Polen) und Serhii Moskalchuk (Ukraine), dann Bravourarien, später ein Mozart-Block (immer ein besonderer Prüfstein!) und schließlich Ensemble-Stücke von Léhar und Strauß. Doch schon das einleitende Mozart-„Ave verum“ bewies in der feinen Abstimmung der vier Solisten den bemerkenswerten Qualitätsstandard. Den untermauerten die Mezzosopranistin Maria Polanska mit einer barocken Händel-Arie, die so manchen Counter verblassen lässt, oder Bassbariton Serhii Moskalchuk als Verdi-Banco: „Come dal ciel“, wo er Abgründigkeit und stimmliche Größe in Einklang brachte. Oder Haesu Kim in Mozarts Bildnisarie, deren Lyrismen er durchaus innig vortrug, aber auch den Glanz tenoraler Höhen einbrachte. Schließlich Rebecca Blanz, die in Dvoraks Wunschkonzert-Arie der Rusalka quasi jede Hörer-Erwartung durch intensive Gestaltung erfüllte.

Ist es erlaubt, nach dem von Thomas Hermann moderierten Konzert das Kritikersternchen anzubringen? Es gehört Maria Polanska mit ihrer perfekten Rossini-Arie „Cruda sorte“, in der Koloraturen-Schliff, variabler Ausdruck, Farben und elegante Linien zusammenkamen, um das Glück des Gesangs zu demonstrieren.

Eckhard Britsch (Mannheimer Morgen / 29.02.21)

 

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