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Interview mit Monika Kulczinski vom 7. Oktober 2021

Monika Kulczinski: „Die Liebe ist eine Himmelsmacht“

Nimmermüde und stets gut gelaunt ist sie, und wer mit Monika Kulczinski spricht, erfährt viel von ihrem Engagement nicht nur als Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbands. Als solche hat sie nun zusammen mit der Oper am Nationaltheater Mannheim eine Benefizgala organisiert, deren Einnahmen der Neuproduktion von Wagners romantischer Oper „Der fliegende Holländer“ zugutekommen. Die Premiere der Arbeit von Regisseur Roger Vontobel ist für 12. Februar geplant. Gesungen dafür wird an diesem Samstag, 9. Oktober.

Frau Kulczinski, nach dem „Parsifal“ engagiert sich der Wagner-Verband nun auch für den „Holländer“. Es geht erstmals um eine Neuproduktion. Wie kam es dazu?

Monika Kulczinski: Die finanzielle Unterstützung einer Wagner-Neuproduktion ist uns, gemeinsam mit Herrn Puhlmann, schon lange ein Herzensanliegen. Aber durch die vielen wichtigen Benefiz-Aktionen unseres Verbandes und natürlich durch die schwere Zeit der Corona-Pandemie konnten wir erst jetzt mit dem „Holländer“ ein gemeinsames Projekt finden, das wir gerne mit aller Kraft unterstützen werden.

Sie sind bekennende Verdianerin. Welche Beziehung haben Sie zum dunklen, mysteriösen „Holländer“?

Kulczinski: Auch wenn man einen Wagner-Verband mit Freude führen darf, kann man Verdi lieben. Meine Vorgängerin Ilse Hannibal mochte Verdi sehr, obwohl sie bekennende Wagnerianerin war. Sie hat mich auch zu Wagner hingeführt und begeistert. Kommen wir zum „Holländer“: Wagner erzählt spannende Geschichten von Liebe und Leid, deshalb berührt mich die Geschichte des Holländers und „seiner“ Senta besonders. Die Liebe ist eine Himmelsmacht, die auch beim Holländer den Fluch und die Finsternis durch die Liebe Sentas überwindet. Die Geschichte dieses Paares bleibt ja nicht im Dunkeln und Mysteriösen, sondern endet hell und in der Erlösung der beiden Liebenden. Ja, hier hat Wagner dem Verdi etwas voraus.

Na ja, tot sind sie am Ende meistens bei beiden Komponisten …

Kulczinski: … und nicht nur da: Der Tod steht uns ja allen irgendwann bevor. Aber im Holländer steht für den Tod die Erlösung, wie immer diese auch aussieht. Ich nehme da für mich mit, dass ich darauf hoffen kann, dass alles letztendlich gut wird.

Zum Glück ist es mit dem Mannheimer Wagnerverband noch nicht so weit. Ilse Hannibal ist ja leider verstorben. Damit haben Sie auch ein Mitglied verloren. Wie steht der Verband, der ja einer der größten und ältesten in Deutschland ist, nach 110 Jahren da. Wachsen Sie noch?

Kulczinski: Zwei wunderbare Vorsitzende vor mir, Helene Röchling und Ilse Hannibal, sind meine Vorbilder. Sie haben dazu beigetragen, dass der Wagner-Verband Mannheim diese Größe erreicht hat. Ich arbeite in ihrem Sinne weiter, und der Verband blüht. Die Mitglieder sind ein Geschenk für mich. Sie alle verdienen, dass ich mich engagiere. Wir haben eine gute Verbindung zu Bayreuth und sind mit anderen Verbänden freundschaftlich verbunden. Dies ist wichtig für den gedanklichen Austausch. Auch außerhalb Mannheims sind wir präsent, denn Musik ist der Atem der Seele. Dabei sollten wir die Menschen nicht vergessen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. So gibt es bei uns immer mal wieder Benefizveranstaltungen. Auch hier sind die Mitglieder an unserer Seite. Mit dem Nationaltheater Mannheim, dem Opernstudio und unseren Stipendiaten sind wir freundschaftlich verbunden. Ich habe jetzt viel zum Thema Mitglieder gesagt, denn ich möchte damit erklären, dass dies der Weg ist, der den Verband so blühen lässt.

Wo Sie schon von der Sonnenseite sprechen: Wie weit geht Ihr Engagement für die Menschen auf der Schattenseite?

Kulczinski: Auch der Wagner-Verband kann sich in schweren Zeiten wie der Pandemie nicht zurücklehnen und abwarten. Bis alles wieder besser ist, unterstützen wir viele Künstler, und, wie Sie sicher wissen, sehr intensiv die Aktion des „Mannheimer Morgen“ „Wir wollen helfen“. Mehr sage ich dazu nicht, denn Angeberei liegt mir fern.

Was machen Sie anders als andere Wagnerverbände?

Kulczinski: Es steht mir nicht zu, andere Verbände zu beurteilen. Ich habe zu allen ein gutes Verhältnis, wir laden uns ein und sprechen, aber ich kann Ihnen nicht sagen, was diese Verbände machen. Ich habe in diesem Jahr noch acht Veranstaltungen, und es geht an meine Kraft. Da bleibt wenig Zeit, um zu vergleichen. Jeder Verband tut, was er für richtig hält – auch wir. Jetzt kommt unser großes Jubiläumskonzert am 9. Oktober. Es gibt noch Karten …

Frau Hannibal war ja früher jährlich in Bayreuth. Sie habe ich dort noch nicht gesehen. Ist das nicht gewissermaßen Pflicht für eine Wagner-Präsidentin?

Kulczinski: Ich war öfter dort, als Sie glauben und habe mehrmals diesen Traum erleben dürfen, davon dreimal die Premiere. Ilse Hannibal war 45 Jahre Vorsitzende und in Bayreuth mit vielen Menschen bekannt. Ich bin erst seit wenigen Jahren Vorsitzende und da bleibt ja noch viel Zeit. Bayreuth ist wunderbar, und wer weiß, vielleicht treffen wir uns dort im nächsten Jahr.

Stefan M. Dettlinger (Mannheimer Morgen / 07.10.21)

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