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Presseartikel zum Sommerkonzert am 3. Juli 2022

Ein Fest der Kurzweil mit vielversprechenden Stimmen

Wenn sich beim Sommerkonzert in der abendlichen Hitze die Pfingstberger Glaskirche in eine musikalische Sauna verwandelt, verheißt das eigentlich nichts Gutes. Wenn sich der Richard Wagner-Verband Kurpfalz jedoch mit all seinem Humor dafür einsetzt, um selbst aus solch herausfordernden Bedingungen ein Fest der Kurzweil werden zu lassen, muss das Programm schon unerhört gut gewesen sein. Und das war es auch.

Dieses Kunststück gelingt freilich nicht allein Moderator Alexander Wischniewski und dem Instrumentalquintett, das er kurzerhand als „Pfingstberger Staatsphilharmonie“ adelt – es liegt auch und vor allem an den meisterlichen Stimmen, die für Freude und große Emotionen sorgen. Von denen darf man zu allererst einmal die von Nadja Kaiserseder erwähnen, die mit klarem, keineswegs über Gebühr timbriertem Diskant für Begeisterung sorgt. Dass die aktuelle Stipendiatin des Verbands sich nicht nur Klassiker à la „Ich lade gern mir Gäste ein“ versteht, sondern auch die großen Stoffe der Sopran-Literatur fast schon spielerisch im Griff hat („Una voce poco fa“) nehmen jedenfalls auch die Kenner mit Beifall zur Kenntnis. Ebenso im Übrigen wie die Tatsache, dass Leo Jaewon Jungs Tenor-Stimme mehr als würdig für die epischen Momente sorgt. Denn ob Jung von der Empore nun mit Puccini die Sterne vom Himmel zaubert („E lucevan le stelle“) oder die kalte Hand aus „La Bohème“ wärmt („Che gelida manina“): Es ist tief berührend.

Doch auch das heitere Lachen sollte nicht zu kurz kommen. Bereits zum Klassiker „Dunkelrote Rosen“ macht der frisch verheiratete Joachim Goltz einer Dame im Publikum ganz augenzwinkernd eine Freude – wenige Augenblicke später schreitet der Herr Prodekan aus dem Vogelhändler nach einem tüchtigen Schuss im Kaffee noch viel deutlicher zur Tat und verpasst Ilya Lapich kurzerhand einen Schmatzer. Wenn das kein Amusement ist!

Doch auch Bariton Lapich hat mit seiner Angetrauten Evgeniya Selina noch Pläne. Und die beziehen sich keineswegs allein auf das legendäre Duett zwischen Papageno und seiner Papagena aus der „Zauberflöte“. Nein, es wird Rossinis „Katzenduett“, das allem die Krone aufsetzt. Da kann Kater Lapich noch so oft bei seiner holden Verehrten abblitzen – als er hinter der Redekanzel eine gigantische Maus zum Vorschein bringt, ist ihr Herz schließlich ganz sein. Ein herrlicher Schlussakkord, der mit dem Trinklied aus „La Traviata“ nur noch veredelt werden kann.

(Markus Mertens / Mannheimer Morgen 04.07.2022)

 

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