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Presseartikel zur Mazura-Matinee am 02.06.2024

Wie „Meister Franz" im Schloss Neckarhausen geehrt wird

Selbst Stühle und Stehplätze im Foyer reichen nicht. Völlig überfüllt ist der Speisesaal des Grafen im Schloss Neckarhausen, im April nach Franz Mazura benannt. Um diesen weltberühmten Kammersänger zu ehren, ist „die erlauchte Gesellschaft von Mannheim“ nach Edingen-Neckarhausen gekommen, wie Bürgermeister Florian König scherzt, als er Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht, Kulturbürgermeister Thorsten Riehle, führende Vertreter des Mannheimer Kulturlebens und viele Gäste begrüßt.

Eingeladen hat sie der Richard-Wagner-Verband. „Er war auf den Bühnen der Welt zu Hause, aber das ist ihm nie zu Kopf gestiegen“, sagt dessen Vorsitzende Monika Kulczinski über den 2020 mit 95 Jahren verstorbenen Weltstar Mazura, von dem noch bis 14. Juli im Schloss Neckarhausen Bilder, Fotos und Karikaturen zu sehen sind - denn Mazura war eben nicht nur Sänger, sondern künstlerisches Multitalent und „auch ein besonders liebenswerter Mensch“, wie Kulczinski betont. Um ihn zu seinem 100. Geburtstag zu ehren, hat sie die Matinee organisiert - mit der richtigen Mischung aus würdigem Gedenken, amüsanten Erinnerungen und einem hochkarätigen künstlerischen Programm.

Aber kann man so etwas machen, kurz nach dem Terrorakt in Mannheim? Ja, antwortet Bürgermeister König und verweist darauf, dass er selbst früher Polizeibeamter war. „Es ist wichtig, dass wir unser Leben nicht dem Terror unterordnen“, betont er, „da gehört die Kultur dazu!“ Und er erinnert daran, wie Mazuras vielfältige Talente stets die Herzen der Menschen berührt hätten und wie er diese Talente auch immer wieder ehrenamtlich in den Dienst seiner Heimatgemeinde gestellt habe. „Es ist wichtig, dass wir gerade in diesen Tagen die Kultur sprechen lassen“, unterstreicht auch Oberbürgermeister Specht. Mazura sei ein „hervorragender Künstler und Botschafter der Humanität“, aber ebenso „einer der großen Botschafter der Musikstadt Mannheim“ und ihres Nationaltheaters gewesen.

Sehr persönliche wie humorvolle Erinnerungen an den Sänger steuert der Mannheimer Stadtrat Achim Weizel, lange Vorsitzender der Freunde und Förderer des Nationaltheaters, bei. Er berichtet, welche Anerkennung und Verehrung Mazura in Bayreuth und bei Familie Wagner genossen habe: „Er ist schon zu Lebzeiten ein Denkmal geworden!“

Weizel blickt aber auch auf die unbekannte Seite von Mazura, etwa als Mitglied der Herrengesellschaft „Räuberhöhle“, deren Abende er künstlerisch bereicherte, oder als Fan des SV Waldhof. Von einem „Jahrhundertsänger mit außerordentlicher, individueller Stimme“ spricht Opernintendant Albrecht Puhlmann. Mazuras ganz andere Seite, seine Liebe zur Lyrik, verdeutlicht Alexander Wischniewski, als er ganz wunderbar vier seiner Lieblingsgedichte rezitiert.

Schließlich krönt Kammersänger Thomas Jesatko vom Nationaltheater mit Robert Frank (Violine) und Georg Metz (Klavier) die Matinee. „Verachtet mir die Meister nicht“, die Schlussansprache des Hans Sachs aus „Meistersinger“ singt Jesatko - das passt, ist Mazura doch in Bayreuth stets „Meister Franz“ genannt worden. Und die Matinee zeigt, dass „Meister Franz“ in seiner Heimat, an seinem Wirkungsort Mannheim wie seinem Wohnort Edingen-Neckarhausen, weiter sehr geachtet, ja verehrt wird. Papi, so dankt Tochter Susanna Mazura-Grohmann gerührt, hätte der Vormittag sicher gefallen.

(Peter W. Ragge / Mannheimer Morgen 03.06.2024)

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